Blog
Auf dieser Seite findest Du meinen Blog. Da ich hier auch persönliche Erfahrungen teile, schreibe ich hier in der etwas persönlicheren Du-Form. Es gibt Geschichten und Ideen zu Themen, die mich beschäftigen oder aber auch Updates zu meinen Seminaren, Weiterbildungen und anderen Angeboten.
Blog 01 / 2021
Ich wünsche Euch allen ein tolles neues Jahr 2021! Während draußen etwas Schnee zum Boden fällt, sitze ich hier und habe mir zwischen all den Terminen Zeit genommen, um endlich wieder etwas zu schreiben. Wahnsinn, wie lang der letzte Eintrag her ist. Ich freue mich auf dieses Jahr. Es wird viele Veränderungen in meiner Selbstständigkeit geben, die hier gar nicht alle hineinpassen. Aber dafür habe ich ja in den nächsten Monaten jede Menge Zeit. Erst einmal die wichtigsten Infos:
Ich bin Hypnotherapeut, zertifiziert durch das ABH
Im letzten Monat habe ich meine Grundausbildung als Hypnotherapeut abgeschlossen. Zwei weitere Ausbildungen folgen noch in diesem Jahr. Ich biete ab sofort also auch in diesem Bereich Coachings an. Was genau im Bereich Hypnose möglich ist, werde ich euch in einem weiteren Blogeintrag erklären. Falls ihr es bis dahin nicht aushalten könnt, meldet Euch einfach bei mir und ich werde Eure Fragen beantworten.
Neue Weiterbildung in Hiddenhausen
Nachdem die Weiterbildung in diesem Jahr gut angelaufen ist und bis zuletzt stattfinden konnte (bei regelmäßiger Rücksprache mit dem Ordnungsamt), steht die nächste Weiterbildung fest. Nach den nächsten Sommerferien geht es wieder los mit einer Ausbildung in systemischer Beratung. Die Grundfrage hierbei ist: Wie kann ich mich (Erstens) und andere (Zweitens) gut beraten? In der Weiterbildung wird erarbeitet, dass das zwar nicht das gleiche ist, aber auf demselben Grundprinzip aufbaut. Die Ausbildung dauert 10 Monate, die Treffen sind etwa alle 14 Tage Dienstagsabends in Hiddenhausen von 18:00 Uhr bis 21:15 Uhr. Für nähere Informationen könnt ihr mich jederzeit anschreiben. Noch ein kleiner Tipp: Die letzte Gruppe war recht schnell voll und da Corona noch eine Weile ein Thema bleiben wird, ist die Teilnehmerzahl auf 9 Personen beschränkt, um eventuellen Kontaktbeschränkungen bis maximal 10 Personen vorzubeugen. Daher rate ich jedem interessierten Menschen, mich anzuschreiben.
Neue Weiterbildung in Münster
Letztes Jahr schrieb mir eine Freundin aus Münster: „Schade, dass du deine Weiterbildung so weit weg anbietest. Da ich kleine Kinder habe, kann ich so spät abends nicht nach Hiddenhausen pendeln.“ Daraufhin sagte ich zu ihr: „Wenn du nicht zu mir kommen kannst, dann biete ich eben eine Weiterbildung bei dir an.“ Und so steht nun ein anderes Konzept in den Startlöchern: An 3 intensiven Wochenenden in Münster, über einen Zeitraum von April bis September verteilt, werden wir uns mit systemsicher Beratung und lösungsorientierten Konzepten beschäftigen. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal 6 Personen beschränkt. Für nähere Informationen könnt Ihr mich auch da direkt anschreiben.
Nachdem ich nun mit Euch diese tollen Neuigkeiten feiern durfte, geht es jetzt weiter mit der Arbeit: Planung, Werbung, Erstgespräche mit Interessenten (die bei mir übrigens kostenlos sind…seht es als Wink mit dem Zaunpfahl :-)) und außerdem arbeite ich an weiteren spannenden Projekten. Von denen werdet ihr bald mehr erfahren.
Ein paar Impulse für Dich:
1. Was war für Dich an dieser Weihnachtszeit besonders?
2. Was bedeutet für Dich die Zeit "zwischen den Jahren" und wie lebst Du das aus?
3. Welche Geschichte möchtest Du am Ende des neuen Jahres erzählen können?
Wenn Du Deine Antworten mit mir teilen willst, dann kannst du das gerne per Mail machen. Ich freue mich drauf.
Danke, dass Ihr das hier gelesen habt. Ich melde mich ganz bald wieder.
Euer Benjamin
Werbetext:
Weiterbildung systemischer Berater MÜNSTER
Ein Crashkurs in systemischer Beratung: 3 intensive Wochenenden, von April bis September. Nur begrenzte Plätze in Münster. Für mehr Informationen:
Weitebildung systemischer Berater HIDDENHAUSEN
Wie kann ich mich und andere gut beraten? Wie kann ich meine Ressourcen ausschöpfen? Das sind zwei der zentralen Aspekte meiner Weiterbildung. Auch in diesem Jahr geht es wieder nach den Sommerferien los. 10 Monate von Dienstagsabends von 18:00 Uhr – 21:15. Für mehr Informationen:
Blog Nr. 05 "...und dann kommt der Burnout!"
Seit Wochen steht bei mir die Pflege dieses Blogs ganz weit oben auf jeder "To-Do"-, "To-Want"- und "To-mach-doch-endlich"-Liste. Aber aus stets unterschiedlichen Gründen habe ich es nicht gemacht, nicht "geschafft" (wenn es da überhaupt etwas zu schaffen gibt).
Die letzten Monate war bei mir viel los. An diesem Wochenende zum Beispiel war ich Freitag mit meinem Bruder als „Benni & ich“ in Leipzig, um dort ein Konzert zu spielen. Samstag und Sonntag (also bis einschließlich gestern) habe ich meine erste von insgesamt drei Weiterbildungen im Bereich Hypnose abgeschlossen. Im August habe ich außerdem, ebenfalls mit meinem Bruder als "Benni & ich" ein Album veröffentlicht, dessen Lieder auf Spotify bis jetzt mehr als 87.000 Mal gehört wurden. In demselben Monat ist auch meine erste eigene systemische Weiterbildung gestartet, die ich bis zum kommenden Juni leite und begleite. Eine Freundin von mir fragte mich: „Sag mal, wie schaffst du das alles? Übernimmst du dich nicht damit? Viele Leute übernehmen sich einfach und werden die totalen Workaholics...und dann kommt der Burnout!“
Über den letzten Satz habe ich viel nachgedacht. Auch ich habe schon Klienten gehabt, die wegen Burnout bei mir waren. Menschen, die keine Kraft mehr für ihren Job haben, gepaart mit Lustlosigkeit, Müdigkeit, usw. Allerdings wurde dort immer schnell offensichtlich, dass es eigentlich um ein anderes Thema geht: Was gibt meinem Leben Sinn? Genauer: Wo (er-)lebe ich Sinn in meinem Leben?
Meine Beobachtung ist: Wenn du einer sinnvollen Arbeit nachgehst und hinter dem stehst, was du dort tust, dann ist die Wahrscheinlichkeit für einen Burnout sehr gering. Denn dann wird Arbeit zur Haltung, Beruf zur Berufung, Machen zum Sein, "Der Weg zum Glück" wird "Der Weg als Glück."
Ich sage: Wenn du für etwas brennst, brennst du nicht aus.
Eine sinnstiftende Berufung muss nicht durch eine Work-Life-Balance ausgeglichen werden.
Natürlich ist Urlaub wunderbar, freie Vormittage sind herrlich und auch ich genieße meine freie Zeit. Aber unser gesamtes Leben ist freie Zeit. Das, was wir als nicht mehr freie Zeit erleben ist ein Teil, für den wir uns aktiv entschieden haben. Was hat uns zu den Entscheidungen gebracht? Und wie fühlen sich diese Entscheidungen jetzt (nach x Jahren) an? Ist es vielleicht Zeit, das einmal zu hinterfragen?
Führen wir uns jetzt den Begriff Burnout ("ausbrennen") noch einmal vor Augen, so wird er wesentlich deutlicher, verständlicher: Es geht nicht darum, zu viel von etwas zu tun. Es geht darum, zu wenig Sinnstiftendes zu tun und zu viel zu „arbeiten“, denn eine Berufung fühlt sich nach Freiheit an und nicht nach Arbeit.
Um an dieser Stelle zu meinen Antworten auf die Frage meiner Bekannten zu kommen: Seit ich Drei bin, will ich Musiker werden. Mit sechs Jahren kam der Wunsch hinzu, Therapeut zu sein (auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass es so heißt). Jetzt füllen diese beiden Berufungen meine Tage mit Freude, Tiefe und Sinn. Bei all dem Raum für Bewusstheit und Entspannung in meinem Alltag, gehe ich liebend gern meinen Tätigkeiten nach, weil es nicht keine Jobs sind, sondern Haltungen. Ich weiß jetzt, dass es nie darum ging, Musiker zu werden, sondern Musiker zu sein und dass es nie darum ging, Therapeut durch ein Zertifikat an der Wand zu werden, sondern diese Haltung zu leben und Sinn zu stiften. Das Zertifikat an der Wand ist toll, das darf mich auch freuen (natürlich), aber es geht nicht darum, auf die Schrift an der Wand zu warten, um sinnstiftend zu leben. Es geht um das innere Gefühl, mit dem du zu dir sagst: „Das, was ich jetzt und hier tue, das ist genau richtig.“
Impulse für Dich:
+ Welchem Sinn im Leben gehst du nach?
+ Wofür brennst du?
+ Was hilft dir, wenn du ausgebrannt, ausgelaugt und müde von einer bestimmten Sache bist? Wozu ist diese Pause gut?
Schreibe mir gerne Deine Antworten. So kommen wir in Kontakt, und wir lernen Dich beide noch etwas mehr kennen.
Bis dahin,
Dein Benjamin
15.06.20 Blog Nr.04
ICH BIN REICH
Am Wochenende hatte ich Geburtstag. Endlich 30. Seit Wochen habe ich mich auf diesen Tag gefreut. Die letzten Jahre hatte ich keine große Lust zu feiern und ausgerechnet in diesem Jahr war ich wirklich motiviert, mit einigen Menschen gemeinsam zu feiern. Doch dann kam Corona. Aber so ist das nun mal, manchmal weichen Vorstellung und Wirklichkeit voneinander ab. Umso mehr war ich voller Vorfreude, als der Plan stand, mit meiner Familie im kleinen Kreis meinen Geburtstag zu erleben. „Nächstes Jahr feier‘ ich dann mit meinen Freunden einfach zwei Geburtstage auf einmal“, sagte ich noch vor dem Wochenende.
Am Samstagmorgen wachte ich dann als 30-Jähriger auf. Hat sich erstmal ganz gut angefühlt und meine Laune war vortrefflich. Doch was ich dann erleben durfte, hat mich schlichtweg umgehauen. Ich kam in ein Wohnzimmer, in dem 30 Bilder von mir an der Wand hingen, umgeben von Ballons und „Happy Birthday“- Schriftzügen. Kerzen auf dem Tisch, Luftschlangen auf den Fensterbänken, das ganze Geburtstagsprogramm. „Setz‘ dich mal da hin“, sagte meine Lebensgefährtin. Und so setzte ich mich vor den großen Bildschirm, der auf dem Esstisch aufgebaut war. Mein Kaffee in der Hand, mein Herz voller Aufregung, so wie es als Kind schon war (also das mit der Aufregung, nicht mit dem Kaffee). Dann drückte sie auf „Play“.
Nach einem kurzen Intro sah ich meine Eltern, die mich auf dem Video mit einem „Was? Schon 30?“ begrüßten. Sie hatten ein Gedicht geschrieben und trugen es mir vor. Zack, da kullerten schon die ersten Tränen. Kurz darauf kamen meine Geschwister, die sich alle die Arbeit gemacht hatten, für mich etwas Witziges oder Berührendes aufzunehmen. Und dann folgten Verwandte, Freunde, Freundinnen, Bekannte. Von Heidelberg über Halle, Berlin, Frankfurt, bis nach Baltimore: Von überall bekam ich Nachrichten, Ständchen oder auch emotionale Reden. Über eine halbe Stunde dauerten die aneinandergereihten Videos. „Deine Musik ist das, was ich an Dir liebe“ – Dieses Aussage kam von einem gestandenen Mann. „Du nutzt deine Fähigkeiten, um Coaching zu machen, als Therapeut zu arbeiten, ja sogar Bücher zu schreiben.“ Solche Lobhudeleien haben mich positiv getroffen. Eine 90-Jährige Bekannte sagte mir: „Benjamin, du bist etwas ganz Besonderes und das ist wunderbar.“ Eine Woche nach der Aufnahme erlitt sie einen Schlaganfall, vermutlich könnte sie mir dieses Videogeschenk jetzt nicht mehr machen.
Die jüngste Gratulantin war 10 Monate alt (Sie hielt eine 45-minütige Rede), die Älteste war die eben erwähnte 90-Jährige. Dann war das Video vorbei und ich war völlig platt. Ich wurde überschüttet von Lob, Liebe und Wertschätzung. Nachdem mein Bruder das Video ebenfalls angeschaut hatte, sagte er zu mir: „Die Leute reden da über einen reichen Menschen.“ Und er hat Recht. Ich bin reich. Reich an Freunden, reich an Menschen, die sehen, was ich tue und die es mir mit einem Lachen im Gesicht gerne sagen. Mein Name kommt aus dem Hebräischem und heißt übersetzt „Sohn des Glücks“ und so fühle ich mich auch.
Pünktlich zu meinem Geburtstag wurde auch mein neues Logo mitsamt neuem Slogan fertig:
(Unten geht's weiter)
Ich kann wirklich sagen: Das bin ich! Es klingt etwas flapsig, aber es klingt auch nach einem fröhlichen Menschen. Ja, ich bin reich an Fröhlichkeit, reich an tollen Menschen und an Erfahrungen, die mich jeden Tag begleiten. Danke an alle Gratulanten/Gratulantinnen und Danke für diesen fantastischen Start in ein neues Lebensjahr.
Ich glaube, dass jeder Anteile im Leben hat, die ihn zu einem reichen Menschen machen. Ich denke, dass im Alltag der Fokus oft auf dem liegt, was einem fehlt, wovon man noch mehr haben möchte oder noch nicht genug hat. Viel zu oft sieht man gar nicht, wie reich das eigene Leben ist und wie sehr es überall funkelt und glitzert (so wie auf dem Foto oben). Daher rate ich jedem Menschen, sich auf die reichlich vorhandenen Ressourcen zu fokussieren.
Impulse für Dich:
Was macht Dich zu einem reichen Menschen?
Welche Deiner Fähigkeiten haben Dir zu diesem Reichtum verholfen?
Mit wem kannst Du diesen Reichtum teilen?
Schreibt mir gerne Eure Antworten an info(at)benjaminhinz.com, über WhatsApp oder Instagram.
Ich freue mich auf den Austausch.
Liebe Grüße und achtet auf Euch
Euer Benni
27.05.2020 Blog Nr. 3
AUCH DAS NOCH
Lange ist es her, dass ein Blog kam. In letzter Zeit war viel los: Das brandneue Album meines Musikduos „Benni & ich“ ist endlich fertig. Es ist gerade auf dem Weg ins Presswerk. Außerdem feiert an diesem Wochenende eine Weiterbildungsgruppe, in der ich assistieren durfte, ihren Abschluss. Was mich die letzten 14 Tage intensiv beschäftigt hat, war die Planung meiner eigenen Weiterbildungsgruppe, die (aufgrund der Hygienevorgaben) etwas kleiner ausfällt, aber ich bin einfach froh, dass sie stattfinden kann. Ein paar wenige Plätze sind noch frei und nach den Sommerferien geht es los. Die Weiterbildungsgruppen machen mir Spaß und die Verbindung mit den Menschen ist jedes Mal etwas ganz Besonderes. Bei Interesse kann sich jeder von Euch bei mir melden. So. Die Werbung ist vorbei. Jetzt geht’s los mit dem Blog.
Der Grund für diesen Blog liegt jetzt drei Wochen zurück. Da ich mich gerne wie ein guter Hausmann verhalte (ich zweifle manchmal daran, dass das auch im Außen sichtbar ist), kam es zu folgender Situation: Ich wollte den Abwasch machen und gleichzeitig ein Videotelefonat mit einer Bekannten zu Ende führen, mit der ich lange nicht gesprochen hatte. Da ich ja ausgezeichnet darin bin, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, war schnell die Idee geboren, einfach schon mal mit dem Abwasch anzufangen, während ich noch das Videotelefonat weiterlaufen lasse. Gekonnt positionierte ich das Handy im offenen Schrank über der mit Wasser gefüllten Spüle, lehnte es gegen eine große Tasse und unterhielt mich mit ihr über Kinder, den ausgefallenen Urlaub und den anstehenden Sommer.
Nach ein paar Minuten war es dann soweit: Das Handy rutschte von der Tasse ab und fiel ins Wasser. Durch das Wasser hörte ich meine Bekannte weiterreden (nur etwas undeutlicher als zuvor), auch das Video lief weiter. Ich holte es blitzschnell wieder aus dem Wasser heraus und tupfte es ab. Ich weiß nicht warum, aber meine Bekannte hatte nichts von alldem mitbekommen und mein Handy auch nicht, denn alles funktionierte weiterhin tadellos. Bis ich dann sah, dass der Akku im Sekundentakt an Energie verlor. Ich sagte ihr, was passiert sei und wir legten auf. Ich bereitete eine Schüssel mit Reis vor (um aus dem Handy die Feuchtigkeit zu ziehen) und machte mein Handy aus.
Mein Handy war aus…wann hatte ich zum letzten Mal mein Handy ausgeschaltet? Auf einmal stellte sich eine unglaubliche Ruhe ein. Ich hatte diese Ruhe jahrelang gesucht und gepflegt, indem ich mir handyfreie Zonen in meinen Alltag einbaute: Ich hatte einen alten Schuhkarton im Schrank und sagte mir selbst, dass mich morgens vor 09:00 Uhr niemand erreichen müsse. Also machte ich mein Handy erst um 09:00 Uhr an. Ich schrieb mir sogar auf, wie viele Stunden ich in der Woche offline war, um mir meine erfolgreiche Offlinezeit vor Augen zu führen. In der Zeit stand ich morgens um 05:00 Uhr auf und hatte somit in der Woche von Montag bis Freitag 20 Stunden, in denen mich niemand erreichen konnte.
Wie kann es sein, dass wir Rituale, die uns guttun, irgendwann einfach wieder lassen? Wieso fangen wir manchmal an, aufzuhören? Mich erinnerte es daran, dass ich „auch das noch“ bin. Ich bin neben meiner Arbeit, neben meiner Erreichbarkeit auch ein Mensch, der das Offlinesein sehr schätzt. Durch den Handyvorfall erinnerte ich mich an das Gefühl, offline zu sein und an das Gefühl, nicht zu wissen, ob man gerade gebraucht wird, weil man sich gerade selbst einfach am meisten braucht.
Ich denke, jedem Menschen tut es gut, offline zu sein. Einfach mal ohne Handy einen Spaziergang zu machen oder das Schlafzimmer zur handyfreien Zone zu erklären. Mein erstes Handy hatte ich mit 13 und manchmal wünschte ich, ich hätte immer noch einfach nur ein kleines Telefon für SMS und Anrufe, mit einem Akku, den man einmal im Monat aufladen muss. Aber den Luxus zu haben, nicht erreichbar zu sein, hängt nicht mit einem Alter oder einer bestimmten Form der Technologie zusammen, sondern einfach nur mit der Entscheidung, nicht erreichbar zu sein und sich diesen Luxus zu gönnen.
Ich hätte mich auch ärgern können, aber das entspricht einfach nicht (mehr) meinem Denken. Anstatt dessen frage mich: „Wozu ist das jetzt gut?“ Ich habe meine Antwort gefunden. Es gibt jetzt wieder einen Schuhkarton.
Impulse für Dich:
1. Wie oft bist du offline in der Woche?
2. Wie findest du innere Ruhe?
3. Was kannst du mit einem Ritual wie dem „Schuhkarton“ anfangen? Machst du vielleicht schon etwas Ähnliches, um einfach mal bei dir selbst zu sein?
Schreibt mir Eure Antworten gerne per Mail. Ich freu‘ mich drauf.
Kommt bis dahin gut durch die Zeit und bleibt gesund!
Euer Benni
01.04.2020 Blog Nr. 02
Zum Einstieg möchte ich mich bei allen Leserinnen und Lesern meines ersten Blogs bedanken. Ich war überwältigt von all den Kommentaren, Nachrichten, kurz: von all der Unterstützung. Viele haben gesagt, dass sie sich darauf freuen, wenn sie bald wieder von mir hören. Nachdem ich eigentlich geplant hatte, einmal im Monat etwas zu schreiben, habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, die Taktung meiner Posts doch deutlich zu erhöhen. Ich danke Euch dafür.
Ich fahre in den Supermarkt, es ist 10:00 Uhr morgens. Vor dem Eingang steht eine Frau, die aufpasst, dass auch ja jeder einen Wagen nimmt. Neben ihr ein Schild: „Immer nur EINE Personen in den Supermarkt. Keine Paare, Ausnahme bei Eltern. Maximal 1 x Mehl, 1 x Zucker, 1 x Nudeln, 1 x Klopapier.“
Mir kommen Menschen mit Mundschutz und Handschuhen entgegen, die Regale sind leer. Es kommt mir vor, als wäre ich mitten in einem dystopischen Film aus den 80-ern, wo der Drehbuchautor all seinen destruktiven Visionen für die Zukunft freien Lauf gelassen hat, und sich eine zukünftige Welt inmitten einer Pandemie vorstellt, in der niemand mehr irgendwem näher als 2 Meter kommen darf, die Leute ihre Jobs verlieren und man nur noch einzeln Fleischereien, Imbissbuden und Postfilialen betreten darf. Zahnarzt geht nur noch mit Termin, alles andere ist bis auf Weiteres verschoben. Keine Großveranstaltungen, keine Konzerte, keine Messen, kein Kaffeeklatsch, kein Fußball - Was für eine Welt.
In den letzten 14 Tagen habe ich eine Menge als Therapeut erlebt. Auch mein Alltag ist geprägt vom Thema „Corona“. Die Gefühlsspanne zu diesem Thema könnte größer nicht sein, wenn ich ein Resümee zu dem ziehe, was ich als begleitende Person dort erleben darf. Für manche Menschen ist es ein Segen: „Endlich mehr Zeit mit den Kindern“, „endlich mehr Zeit für mich und meinen Partner“, „Home-Office ist ja so wunderbar“. Für andere ist es eine finanzielle und emotionale Krise. Kurzarbeit, wenig Rücklagen, Streit mit den Kindern und dem Ehepartner. In manchen Gesprächen ist eher eine Art Therapeut gewünscht, der zuhört und einfach mal Raum gibt, um diesen Druck loszuwerden. In anderen sind es eher Ideen oder Tipps.
Das, was ich in den letzten Tagen besonders häufig wahrgenommen habe, ist eine deutlich größere Präsenz von Werten wie Dankbarkeit und Demut. Immer wieder hörte ich Floskeln wie „…bei allem, was auf der Welt passiert durch das Virus…da wird man doch dankbar für das, was man hat.“ Eine Bekannte von mir ist mittlerweile seit 50 Jahren mit ihrem Mann verheiratet. Sie leben zu zweit in Quarantäne, da sie beide zur Risikogruppe gehören. Sie sagte mir am Telefon: „Wir sind glücklich. Wir haben uns.“
Die Mutter eines jugendlichen Klienten sagte mir: „Es ist mir fast peinlich, dass es mir so gut geht, während es anderen so schlecht geht. Ich schäme mich dafür, aber für mich ist das eine gute Zeit. In unserer Familie ist dadurch einiges einfacher geworden.“ Ihr Sohn wird regelmäßig in der Schule gemobbt, die Noten sind im Keller – jetzt lernt er zuhause und es geht ihm gut damit. Kein Mobbing mehr, dafür aber vollgeschriebene Hefte mit jeder Menge richtiger Aufgaben. So wie ich das sehe, ist es für eine Mutter, die mit ihrem Kind mitleidet, absolut legitim, sich darüber zu freuen und das als Entlastung zu empfinden.
Andere stehen vor Aufgaben, von denen sie noch nicht wissen, wie sie diese meistern sollen, schöpfen aber Kraft daraus, dass andere auch diese Probleme in genau diesem Moment genauso erleben. Ein Bekannter von mir ist mit einer Frau aus Spanien verheiratet. Einige ihrer Bekannten haben das Virus nicht überlebt. Er sagte mir bei einem Gespräch: „Seitdem wir uns darüber bewusst sind, dass wir manche unserer Freunde nicht mehr wiedersehen, gehen wir ganz anders mit denen um, die wir noch haben. Wir sind demütig und dankbar.“
Demut und Dankbarkeit. Das sind Tugenden, die in den letzten Jahren für viele Menschen in Vergessenheit geraten sind. Man geht in den Supermarkt und hat 50 Sorten Marmelade, 10 Sorten Klopapier, 20 Sorten Mehl und denkt nicht einmal darüber nach, was für ein Aufwand betrieben werden muss, dass das im Supermarkt morgens um 07:00 Uhr bereitsteht. Tag. Für. Tag. Von allem ist alles da, im Überfluss. Man kann immer tanken, immer trinken, immer essen, immer was unternehmen und eigentlich gibt es auch immer Jobs. Auf einmal bricht das für viele weg. Oder?
Die Regale haben sich wieder gefüllt und auch auf den Straßen ist ein bisschen was los. Und doch geht es bei all den Menschen, mit denen ich zu tun habe, deutlich mehr als sonst um das Wesentliche. Gesundheit, Harmonie, Zusammenhalt. Einige Experten sehen diese Krise als Chance, ich sehe das ähnlich. Ich glaube auch, dass es nicht noch jemanden braucht, der seine Meinung dazu sagt. Das, was ich hier teilen will, ist ein Erfahrungsbericht. Meine Erfahrung der letzten Wochen ist: Die Menschen zeigen mehr Dankbarkeit. Und durch die Dankbarkeit werden Empfindungen wie Demut und Hoffnung wachgerufen. Die Wertschätzung gegenüber den Menschen, die die Welt am Laufen halten, war schon lange nicht mehr so groß. Für die Fernfahrer, die medizinischen Fachkräfte, für alle, die mit dem Lebensmittelhandel zu tun haben. Ich denke, das ist überlebenswichtig. Hoffnung haben, Hoffnung leben, Wertschätzung zeigen.
Seit einigen Jahren nehme ich mir jeden Tag ein paar Minuten Zeit, um mich zu fragen, wofür ich dankbar bin. Das möchte ich mit Euch teilen:
Ich bin dankbar für meinen Beruf. Ich darf mit Menschen reden, sie begleiten, mit ihnen teilen, was sie besorgt, bedrückt, beschäftigt und ihnen Einladungen aussprechen, wie es weitergehen kann. Ich darf bei der Entwicklung von einer schweren Phase hin zu mehr Leichtigkeit und Freude im Leben in der ersten Reihe sitzen. Ich habe jetzt Beratungen per Telefon oder Video und komme den Menschen finanziell und zeitlich, so gut wie ich kann, entgegen. Und auf einmal sitze ich bei einer Tasse Tee in der Küche und mache Beratungen per Video am späten Samstagabend.
Gleichzeitig bin ich, wie viele von euch wissen, viel als Musiker unterwegs. Alle zeitnahen Konzerte wurden abgesagt, aber die Gitarre habe ich jeden Tag in der Hand. Ich schreibe Lieder, singe, übe Gitarre oder Klavier, ein paar Mal die Woche sitze ich am Schlagzeug. Jeden Tag gibt es Konzerte von anderen Musikern in den sozialen Medien, es gibt Spendenaufrufe und Hilfsaktionen, was ich toll finde. Viele Menschen mit medialem Einfluss organisieren solche Events selbst und ich finde es klasse, dass so viele Eigeninitiative zeigen. Außerdem lassen sie die Fans sehr nah an sich heran und filmen Konzerte aus ihren Wohnzimmern, ihren Gärten oder Studios. Außerdem bin ich dankbar für meine Gesundheit, meine Familie und voller Hoffnung.
Wenn man sich diese Dinge regelmäßig vor Augen hält, verändert das die Perspektive auf das Leben. Es geht weniger um das, was man einmal erreichen möchte, als vielmehr um das, was jetzt gerade da ist. Ich erhoffe mir auch, dass wir uns diese Wertschätzung für uns selbst beibehalten können, dass wir sie beschützen. Getreu dem Motto: „Thank you for being.“
Impulse für Dich:
1. Welche Rolle spielen Dankbarkeit und Demut in deinem Leben?
2. Für was empfindest du momentan mehr Wertschätzung?
3. Hier noch eine Einladung: Überlege einmal am Tag, wofür du dankbar bist. Gerne kannst du das auch in einem Tagebucheintrag festhalten. Oder du machst ein kleines Ritual daraus und feierst ein tägliches „Thanksgiving“ im Kreise deiner Familie beim Abendbrot.
In diesem Sinne: Danke für all die Unterstützung, das Teilen und Kommentieren.
Bleibt gesund. Wascht eure Hände. Und wenn ihr Menschen vermisst, liebhabt oder toll findet: Sagt es.
Euer Benni
19.03.2020 Blog Nr. 01
Die Zeit rennt. Seit Monaten will ich mir Zeit nehmen, um den ersten Blogeintrag zu schreiben. Doch ich habe es immer wieder verschoben. Seit Herbst letzten Jahres hat sich bei mir so viel verändert, dass ich bei jedem Gedanken, ihn zu schreiben, zu mir sagte: „Nein, warte noch die Erfahrung in der kommenden Woche ab, um das mit den Menschen teilen zu können.“ Und auf einmal war die Erfahrung in der kommenden Woche eine Geschichte aus der Vergangenheit, aber das „nächste mitteilungswürdige Event“ war schon in greifbarer Distanz. Ja, und so ging das ganze Spiel wieder von vorne los. Na toll – anstatt eines Newsletters oder Blogs, der gutgepflegt auf meiner Homepage zu bestaunen ist, gibt’s neun angefangene Dokumente inklusive unzähliger Stichpunkte, mit denen ich nichts mehr anfangen kann.
Und jetzt gib’s Corona. Seit zwei Wochen wird durch das Virus jedes Einzelcoaching zur Paarberatung und mein Gegenüber bringt Frau oder Herrn Corona mit. Und damit einhergehend Ängste, Hamsterkäufe, Wut. Im Bereich Autismus, in dem ich ja ebenso viel unterwegs bin, ist oft die Frage: Wie erkläre ich einem Menschen, der klare und strikte Regeln braucht, den großen Wust an neuen Regeln? Wie erkläre ich etwas, was man weder sehen noch riechen kann? Diese Fragen – und genauso wie Fragen bezüglich Kinderbetreuung und Sorgen um das Einkommen – finden in den Familienberatungen ihren Platz. Ja, Corona ist ein Thema, was die Menschen stark beschäftigt.
Seit dieser Woche finden meine Beratungen jetzt über das Telefon statt oder auch per Video. Ich will für die Menschen so gut wie möglich da sein. Und für mich auch. Was macht man mit all den Ängsten? Was macht man jetzt mit der Unsicherheit und all den anderen Emotionen, die da hochgeschwemmt werden? Ich sage ganz klar: Nutzen. Die Angst und die Sorgen dürfen da sein. Ein Klient sagte letzte Woche zu mir, dass die Corona-Angst ihm die Luft zum Atmen nehme. Ich fragte ihn daraufhin, was passieren würde, wenn er das Fenster aufmache. „Was kommt dann hereingeflogen?“, fragte ich ihn. Er sagte mir daraufhin, dass er sich Erkenntnisse erhoffe, die ihn wieder atmen lassen. Nach ein paar weiteren Fragen war er an dem Punkt einer Erkenntnis angelangt: Die Angst zeigt mir, wie wichtig mir die Menschen sind. Auf die Frage, wie er ihnen diese Wichtigkeit momentan zeigt, teilte mir der Klient mit, dass das auf der Strecke geblieben sei. „Ich glaube, die wissen es vielleicht gar nicht so sehr.“ Seitdem hat er mit den alten und vorerkrankten Menschen aus seinem Umfeld telefoniert und ihnen seine Wertschätzung ausgedrückt. Das ist eine Möglichkeit, mit dieser Situation umzugehen.
Ich habe für mich auch Möglichkeiten gefunden. Zum Beispiel schreibe ich diesen Blog, den ich seit Monaten schreiben will. Ich schreibe wieder mehr an meinen Büchern und schreibe den Menschen, die ich momentan nicht treffen kann, einen Brief, anstatt sie zu besuchen. Zeichnen, puzzeln, Kraftsport zuhause, Musik machen, den Keller aufräumen, lesen ein neues Hobby anfangen, noch ein neues Hobby anfangen, meditieren, und so weiter. Jetzt habe ich sogar Zeit „und so weiter“ einfach mal auszuschreiben.
Gestern habe ich bei Instagram gesehen, dass Musiker kostenfreie Unterrichtsstunden anbieten. Das Wasser in Venedig ist wieder klar, die Fische schwimmen an den unberührten Gondeln vorbei, die Schwäne kommen zurück. Wir können sehen, wie unser Verhalten sich direkt auf unsere Erde auswirkt. Ich bin mir sicher, in neun Monaten wird die Geburtenrate immens steigen. Denn auch für Zuneigung und Liebe ist jetzt bei vielen mehr Platz. Der Alltag sieht momentan so anders aus. Einige von uns haben jetzt mehr Zeit, mehr Angst und gleichzeitig mehr Wertschätzung für das, was einmal der Alltag war. Ich empfehle jedem, das zu nutzen.
Die Zeit rennt. Doch im Moment scheint sie eine kleine Pause zu machen. Das ist eine Gelegenheit für uns, durchzuatmen und der Frage nachzugehen, was uns wirklich wichtig ist.
Impulse:
1. Schreibe Dir 10 Dinge auf, die Du schon immer mal wieder machen wolltest, bei denen Du Dir aber oft gesagt hast: „Dafür habe ich jetzt keine Zeit.“
2. Dann mach' sie!
2. Überlege Dir, was du als Kind/Jugendlicher gemacht hast, wenn du Langeweile hattest und wie Du das für dein Jetzt nutzen kannst.
3. Was ist Dir wirklich wichtig und wo gibt es dafür in dieser Zeit Platz?
Danke, dass du Dir die Zeit genommen hast, das hier zu lesen. Ich weiß das sehr zu schätzen und wünsche Dir alles Gute.
Dein Benni